Wohnen

In der Freizeit sind die Klient:innen gerne aktiv unterwegs und haben miteinander viel Spaß.

Aktive Wegbegleiter sein

Von Ute Engelhardt, Geschäftsführerin Franz Sales Wohnen GmbH und Heimstatt Engelbert GmbH

Unsere verschiedenen Wohn-Angebote – vom Wohnen in Gemeinschaft bis zur stundenweisen Unterstützung in der eigenen Wohnung – haben alle eins gemeinsam: Sie orientieren sich an den Bedürfnissen des jeweiligen Menschen. Diese personenzentrierte Arbeit ist eine komplexe Aufgabe, schließlich gilt es vielen individuellen Bedarfen gerecht zu werden. Wie gut und konkret Menschen mit Behinderung ihre Wünsche äußern können, erleben wir jeden Tag. So haben etwa die Teilnehmenden eines Workshops in Sundern ganz klare Regeln für ihr WG-Leben formuliert und von Gästen (auch Eltern!) einen respektvollen Umgang mit ihren Wünschen eingefordert.

Wir erleben auch, dass es heute wichtiger ist als je zuvor, die individuellen Bedarfe vollständig und genau zu erfassen, Ziele konkret zu vereinbaren und Maßnahmen zu planen. Nur so können wir den jeweiligen Anforderungen gerecht werden und sowohl die Qualität als auch die Finanzierung der benötigten Leistungen sichern. Wichtiger denn je ist es deshalb, alle Ressourcen unseres vielseitigen Unternehmensverbunds zu nutzen. Wir wollen unsere Klient:innen mit einem passgenauen Angebot ganzheitlich unterstützen. Dabei helfen uns gute Konzepte, technische Hilfsmittel wie Software-Lösungen und vor allem unsere engagierten Mitarbeitenden mit ihren verschiedenen Kompetenzen. Pädagogische Fachkräfte, Pflegeprofis, Assistenzkräfte und mehr: Wir brauchen engagierte Mitarbeitende mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen, die gut zusammenarbeiten – und wir brauchen ein noch flexibleres System mit einer individuellen Steuerung, um das personenzentrierte Arbeiten mit Leben zu füllen.

All das fordert von jedem und jeder Einzelnen viel, deshalb spielen Zusammenarbeit und Zufriedenheit im Unternehmensverbund eine zentrale Rolle. Im Bereich Wohnen mit den Gesellschaften Franz Sales Wohnen und Heimstatt Engelbert haben wir im vergangenen Jahr neue, übergreifende Strukturen und wertvolle Synergien geschaffen. Zudem nutzen wir die Kooperationen mit dem Berufskolleg, den Werkstätten und der Akademie intensiv. Wir profitieren voneinander und können zum Beispiel durch die Bildungsangebote unserer Akademie den Bedarf an Schulungen ganz gezielt decken. Diese Zusammenarbeit stärkt alle Beteiligten und vermittelt den Mitarbeitenden die notwendige Sicherheit, um ihre Arbeit gut zu machen.

Die Arbeit über strukturelle Grenzen hinweg ist übrigens nicht neu. Unser Freizeitbereich arbeitet seit vielen Jahren übergreifend und ist mit seinen Angeboten für alle Klient:innen sehr erfolgreich. Inzwischen wachsen auch mit Partnern aus dem Sozialraum immer mehr Kooperationen und gemeinsame Aktivitäten. Indem wir die interne und externe Vernetzung vorantreiben, schaffen wir mehr Möglichkeiten und mehr Qualität in der Unterstützung von Menschen mit Behinderung. Die Rahmenbedingungen um uns herum werden weiterhin herausfordernd bleiben. Mit gemeinsamen Anstrengungen und einem offenen Blick für neue Ideen können wir ihnen erfolgreich begegnen.

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Klient:innen leben im Wohnverbund Sundern in gemischten Wohnanlagen.

kurz & kompakt

Effektive Vernetzung: Ein übergreifender Arbeitskreis optimiert den Austausch von Wohnbereich, Werkstätten und Berufskolleg. Dazu gehört etwa die Einbindung der Fachberatung in den Unterricht zu Themen wie Teilhabeplanung und Sozialraumorientierung. Gleichzeitig bringt das Berufskolleg den Vertreter:innen der Praxis die schulischen Ausbildungspläne näher, um die Praxisaufgaben weiter zu verbessern. Zur Erleichterung des Praxisstellenwechsels in der Mitte der Ausbildung dient eine Praxisstellenbörse, von der die Auszubildenden und die anbietenden Wohnbereiche gleichermaßen profitieren.

Laufsteg-Show: Eine beeindruckende Modenschau haben zwei angehende Heilerziehungspflegerinnen ins Leben gerufen. Beim Projekt „Wir sind schön! – Eine Modenschau von und mit Menschen mit Behinderung“ konnten sich die mitwirkenden Klient:innen im Alter zwischen 18 und 72 Jahren ihre Outfits selbst aussuchen und wurden professionell gestylt. Das Publikum in der Kirche St. Anna in Gelsenkirchen war begeistert – und die Teilnehmenden sehr stolz auf ihre Präsentationen.

Expansion im Sauerland: Unser Wohnverbund Sundern konnte sein Angebot durch die Eröffnung von zwei neuen Einrichtungen ausbauen: An den Standorten Dörnholthausen und Settmecke konnten insgesamt 25 Personen in die neuen Wohngemeinschaften einziehen. Hier fördern wir nun die Selbstständigkeit der Klient:innen und durch die Integration der WGs in gemischte Wohnanlagen insbesondere auch die soziale Inklusion im Umfeld. Eine konstruktive Zusammenarbeit mit Investoren hat die Realisierung dieser Projekte möglich gemacht.

Neue Kontakte: Die Tagesstruktur-Angebote an den Standorten Steeler Straße und Manderscheidtstraße arbeiten nun enger zusammen. Bei gemeinsamen Aktionen lernen sich die Teilnehmenden kennen und planen übergreifende Projekte. So entstehen neue Kontakte und alle Beteiligten profitieren voneinander. An der Tagesstruktur nehmen Menschen mit Behinderung teil, die nicht, noch nicht oder nicht mehr im Arbeitsleben stehen.

Teilhabe digital: Mit dem Projekt „NetzTeil“ bringt der Freizeitbereich die soziale Teilhabe durch Digitalisierung weiter voran. In den nächsten Jahren werden mehrere Redaktionsteams im Franz Sales Haus aufgebaut. Die Redaktionsmitglieder werden zur Produktion von Videos und Podcasts für das Medienangebot „franzguckt“ befähigt und im Umgang mit der entsprechenden technischen Ausstattung geschult. Neben der Produktion von Beiträgen sollen die Teilnehmenden auch als „franzguckt“-Lotsen aktiv werden: In dieser Rolle bringen sie allen Interessierten die Nutzung des Medienangebots näher. Das Projekt wird von der Aktion Mensch gefördert.

Foto: Stefan Arend

Übernahme: Im Oktober hat die Franz Sales Wohnen GmbH drei Wohngemeinschaften der insolventen Arche Integrativ gGmbH mit insgesamt 18 Plätzen in Essen übernommen. Die Klient:innen, die teilweise einen hohen Pflegebedarf haben, sowie Mitarbeitende des Unternehmens haben wir in das Angebot und die Strukturen des Franz Sales Hauses integriert.

FUD auf Social Media: Der Familienunterstützende Dienst (FUD) hat seit 2023 eine „Influencerin“: Eine langjährige Integrationshelferin gibt auf Social Media Einblicke in ihre Arbeit. Sie unterstützt einen Schüler in seinem Alltag an der Comenius-Förderschule in Essen-Burgaltendorf und erstellt dazu regelmäßig kurze Videos, die über Facebook und Instagram präsentiert werden. Die Videos geben einen guten Eindruck von der Arbeit als I-Helferin und sind sehr beliebt.

Hilfe für Familien: In Bochum-Altenbochum entstand 2023 das Gebäude für das neue Kurzzeitwohnen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Als Gesellschafter der „Auszeit Bochum“ starten das Franz Sales Haus und die Bochumer Stiftung Auszeit hier ein sehnlichst erwartetes Entlastungs-Angebot für Familien. Das neue Haus bietet 16 Einzelzimmer, Gemeinschaftsräume und ein großes Außengelände zum Spielen. Im Januar 2024 war das Richtfest, der Betrieb soll im zweiten Halbjahr beginnen. Gefördert wird die Ausstattung des Hauses von der Stiftung Wohlfahrtspflege.

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